Historischer Hintergrund

Hintergrund

Es herrscht große Unruhe im Osten. Die slawischen Stämme sind unzufrieden, es liegt Aufruhr in der Luft.

Um herauszufinden, wie sich die Abodriten verhalten werden, entsendet Herzog Bernhard I eine Gesandtschaft zu Fürst Mistiwoj, der sich gerade auf der Mecklenburg aufhält.

Dieser Gesandtschaft schließt sich ein Trek aus Reisenden und Händlern an, die in diesen unruhigen Zeiten hoffen, im Schutze der bewaffneten Eskorte sicher reisen zu können.

Doch auch im Lande der Abodriten gährt es schon und erste Gerüchte über wagrische Verbände am Rande des Eisenwaldes kursieren.

Dennoch bricht der Trek auf,…

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Geschichtlicher Hintergrund

955 In der Schlacht an der Raxa besigt Otto I slawische Stämme.

nach 955 Elbslawische Stämme werden Tributpflicht, bleiben aber vorerst eigenständig. So auch die Abodriten (mit dem Teilstamm der Wagrier) unter den Fürsten der Nakoniden.

ab 956 Einrichtung der Nordmark. Hermann Billung wird Markgraf (später Herzog)

ab 965 Mistiwoj Samtherrscher der Abodriten, bestehend aus div. Teilstämmen, u.a. Wagriern und Liutizen

967 Slawischer Aufstand in Wagrien durch Fürst Selibur. Belagerung von Starigaard (Oldenburg i.H.) durch Abodriten unter Fürst Mistivoj und sächsischen Einheiten unter Herzog Hermann Billung. Zerstörung des Wagrischen Tempels.

968 Gründung der Bistümer Havelberg und Brandenburg. Ziel ist die Integration der slawischen Gebiete in den Reichs- und Kirchenverband.

970 Einrichtung des Bistums Oldenburg zur Christianisierung der Abodriten.

974 Schlacht am Danewerk. Otto I kämpft mit Unterstützung von Fürst Mistiwoj gegen den in Nordalbingen eingefallenen Harald Blauzahn

983 Lutizenaufstand, vermutlich unter Beteiligung der Abodriten.

983 Laut Tiethmar von Merseburg, Überfall bzw. Zerstörung Hamburgs durch Abodriten.

984 Teilnahme Mistiwojs am Osterhoftag in Quedlinburg.

990 Bistum in Oldenburg geht unter.

992 Verlegung des Bistums Oldenburg auf die Mecklenbur. Danach bleibt das Bistum bis 1062 vakant.

995 Feldzug Ottos III gegen die Zirzipanen/Lutizen gemeinsam mit einem abodritischen Fürsten.

1018 Endgültiger Aufstand der heidnischen Kräfte im aboritischen Gebiet. Flucht des Mistislaws, dem Nachfolger Mistiwojs und Zerstörung Hamburgs.

Geschichtliche Anmerkung

Generell ist zu sagen, dass Nordalbingen, wie auch schon zur Zeit der von uns dargestellten Schlacht bei Suentana im Jahre 798 auch im Jahre 983 geprägt war durch wechselnde Bündnisse zwischen Sachsen, Slawen und Dänen. Auch kann die polische, religiöse und kulturelle Situation nicht mit dem Rest Deutschlands vergleichen werden. Die Christianisierung war in keinem der drei genannten Stämme weit vorangeschritten, es fehlten noch weitgehend feudale Strukturen, wie man sie südlich der Elbe bereits kannte. Schleswig-Holstein war ein wildes Land, geprägt von Bewohnern die noch immer in den Stammestrukturen des frühen Mittelalters verhaftet waren.

Dies begann sich zwar auf allen drei Seiten zu ändern, besonders auf Seiten der Sachsen unter den Ottonen bzw. ihren Billunger Herzögen sowie den Dänen unter ihrem König Harald Blauzahn, war aber längst nicht abgeschlossen. Auch auf aboditischer Seite gab es diese Bestrebungen, jedoch wurden diese immer wieder durch interne Konflikte zwischen den nakonidischen Samtherrschern und den Fürsten der Teilstämme sowie einer generellen Opposition gegenüber der christianisierten Samtherrscherfamilie der Nakoniden verhindert. Inwieweit diese Opposition glaubenstechnisch, politisch und/oder wirtschaftlich begründet war, kann man nur vermuten.

Die von uns oben beschriebene kleine Geschichte ist rein fiktiv. Was sich genau in Nordalbingen im Rahmen des Lutizenaufstandes von 983 abgespielt hat, entzieht sich weitestgehend unserer Kenntniss und ist größtenteils abgeleitet aus den in obiger Zeittafel erwähnten Ereignissen. Für die Ereignisse des Jahres 983 in Nordalbingen und Wagrien liegen nach unserem Kenntinsstand keine Quellen vor. Die von Tiethmar von Merseburg 40 Jahre später erwähnte Zerstörung Hamburgs durch Abodriten ist nicht eindeutig nachgewiesen.

Aufgrund der vor und nachgelagerten Ereignisse ist anzunehmen, dass der Liutizenaufstand des Jahres 983 auch an Nordalbingen nicht spurlos vorübergegangen ist. Ob es wirklich zu einer durch den Herrscher der Abodriten geführten Zerstörung Hamburgs gekommen ist, wie Thietmar schreibt, ist fraglich. Mistiwoj ist selbst Christ, hat gute Beziehungen zu den Sachsen und profitiert eigentlich von der einsetzenden Christianisierung. Auch wird er im Jahr 984, ein Jahr nach dem Aufstand als Gast des Osterhoftages in Quedlinburg genannt, ohne dass ihm Konsequenzen drohen.

Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass es nördlich der Elbe ruhig blieb. So könnte es durchaus feindliche Aktionen gegen sächsisches Gebiet durch den Teilstamm der Wagrier gegeben haben, für die der Lutizenaufstand einen wilkommenen Anlass bot, sich langsam der Kontrolle Mistiwojs zu entziehen und seine politische Position auf sächsischer Seite zu schwächen. Spätestens 990 scheint dies den Wagriern mit der Zerstörung des Bistums in Oldenburg gelungen zu sein.